Interview anlässlich des 35. Bühnenjubiläums
„Ich würde wieder DJ werden“
...sagt DJ -WUM- Joachim Rebhan, der inzwischen über 40 Jahre auf der Bühne steht.
Seit über 40 Jahren ist Joachim Rebhan – die meisten kennen ihn unter seinem Künstlernamen WUM - als DJ unterwegs.
Anlässlich seines 35. Bühnenjubiläums im Juni 2006 führte -FREIES WORT- ein Interview mit ihm.
Erinnerst Du Dich noch an die Anfänge?
DJ –WUM- : Aber natürlich. Die Vorgeschichte begann 1970 im damaligen Jugendclubhaus „Karl Marx“ in Sonneberg. Zu der Zeit kannte man in der DDR noch keine Diskotheken. An einem Sonntagnachmittag waren die „Flamingos“ bei „Harry“ im Club angekündigt und die Bude war brechend voll. Plötzlich hieß es, dass einer der „Flamingos“ krank sei und die Band nicht spielen könne. Doch Schlagzeuger Hubert Knäblein, genannt „Knäbs“ wollte die Veranstaltung nicht ausfallen lassen. Auf einem Heuwagen baute er seinen Plattenspieler auf und legte los. Es wurde ein klasse Nachmittag.
Und da kamst Du auf die Idee, so etwas auch zu machen?
DJ –WUM- : Ja, Genau, schließlich war es billiger als eine Band zu zahlen.
Wie ging es weiter?
DJ –WUM-: Nachdem die Idee geboren war, ging alles recht schnell. Durch Peter Edom wurde in der EKS ein alter Kölleda-Verstärker, der schon abgeschrieben war, wieder auf Vordermann gebracht und ein Lautsprecher, der zum Betriebsfunk gehörte, organisiert. Bernd Doddek stiftete sein Ururaltes Spulentonbandgerät und schon bald gab es im FDJ-Zimmer in Neuhaus-Schierschnitz die ersten Diskos.
In einem Zimmer?
DJ –WUM- : Ja, anfangs reichte das. Aber schon bald kamen immer mehr Jugendliche und da sich durch das Tanzen und Hüpfen bedrohlich der Fußboden senkte, wurden uns von der Gemeinde weitere Diskoabende im FDJ-Zimmer untersagt. Zum Glück fanden die neuen Wirtsleute des Kultrhauses (Schießhaus, später Hotel Altenberg) Heidrun und Friedel, die Idee, eine Disko in ihrer Gaststätte zu veranstalten gar nicht schlecht und so gingen Anfang der 70er Jahre die ersten öffentlichen Diskos über die Bühne.
Mit Dir als DJ...
DJ –WUM- : Nein, zu Beginn nicht. Da habe ich mich noch nicht getraut. Schallplattenunterhalter – so nannte man sie, da Diskjockeys zu westlich waren – waren Ralf Leistner und Jürgen Rebhan. Erst als die beiden keine Lust mehr hatten und eines Abends nicht kamen, stieg ich ein. Mir taten die 150 Jugendlichen einfach leid und so probierte ich es. Die Diskothek „Hallo Team“ und später „Sound Express“ war geboren.
Wo hast du gespielt?
DJ –WUM- : Alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Aber ich war unheimlich viel unterwegs, habe auf unzähligen Hochzeiten und Familien,- u.Betriebsfesten gespielt. Ich war in Kühlungsborn, ab 1982 spielte ich fast jedes Jahr in Friedrichroda im Ferienlager. Aber auch in Zinnwald, Schellerau, Oybin oder im Suhler Hotel „Ringberghaus“ habe ich für die richtige Musik gesorgt. Nicht zu vergessen die schönen Tanzabende im „Stadt Sonneberg“
In heimischen Gefilden nicht?
DJ –WUM- : Doch natürlich, aber nach 1982 nicht mehr ganz so oft.
Nach der Wende war es ruhig um Dich geworden, Warum?
DJ –WUM- : Weil ich aufhören wollte. Die meisten wollten jetzt eine ganz andere Disko, der Westen lockte, da kam niemand mehr zum „Dorftanz“ und da habe ich meine gesamte Technik verkauft.
Wie kam es zum Neuanfang?
DJ –WUM- : Durch Stammkunden, bei denen ich oft die Brigade- Betriebs- oder Familienfeiern ausgestaltet habe. Die sprachen mich an, ob ich das nicht wieder machen würde. Tja und es kamen immer mehr, so dass ich mir wieder eine Anlage zugelegt habe. Anfangs war es nur eine kleine, aber inzwischen ist es wieder eine große und ich verleihe ja inzwischen auch.
Hast Du je bereut, DJ geworden zu sein?
DJ –WUM- : Nein, Nie! Sicher hatte ich auch Abende, an denen ich dachte, ach jetzt im Sessel sitzen bleiben, Grillen im Garten wie die anderen, aber wenn ich dann hinter dem Mischpult stehe, ist alles vergessen. Dann bin ich wieder voll drin.
In 35 Jahren hast Du viel erlebt. Was möchtest Du auf keinen Fall missen?
DJ –WUM- : Erlebt habe ich wirklich viel. Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Missen möchte ich auf keinen Fall das schöne Gefühl wenn die Gäste am Ende des Abends sagten. „ Es war schön“, wenn es Applaus gab, was ja bei einer Disko eigentlich ungewöhnlich ist, wenn die Leute fragen „wann wieder?“ Wenn man mir sagte: „es war eine schöne Hochzeit, ohne Dein Gespür für die richtige Musik im richtigen Moment wäre es langweilig geworden!“ Das sind z.B. Dinge die ich nicht missen möchte.
Heute bist Du wieder viel unterwegs...
DJ –WUM- : Ja, hauptsächlich bin ich jetzt mit meinen Oldie-Partys oder Deutschen Schlagerabenden, aber vor allem mit Familienfeierlichkeiten aller Art unterwegs, denn das ist die Musik, hinter der ich stehe und wo ich mich auskenne. Ich freue mich natürlich, wenn ich heute zu Silberhochzeiten spielen kann, wo ich damals schon die Hochzeit gestaltete. Oder die Tochter mich zu ihrer Hochzeit engagiert, weil die Mutter von ihrer Hochzeit noch heute schwärmt. Außerdem betreibe ich ja auch noch meine Künstlervermittlung und Veranstaltungsagentur.
Woher kommt eigentlich der Name WUM?
DJ –WUM- : Gut zum 35jährigen Bühnenjubiläum verrate ich es. Nein, so spektakulär ist es nicht! Der Name stammt aus meiner Anfangszeit. Damals wurde ich gefragt, ob ich nicht auch mal im Club der Volkssolidarität, für die Rentner in Neuhaus-Schierschnitz spielen könnte. Ich sagte zu und als das bei den älteren Herrschaften bekannt wurde, meinte die. Was, der macht doch Disko, da geht es doch nur Wum, Wum, Wum. So hatte ich, im laufe der Zeit, meinen Namen weg.
Gespräch mit Cathrin Nicolai